Ein NFS-Forscher gehört zur ESA-Astronautenklasse 2022
Raphael Liégeois, der an der Universität Genf forscht und lehrt, wurde von der Europäischen Weltraumorganisation als Astronaut ausgewählt. Im Rahmen des NCCR Evolving Language entwickelt Raphaël Liégeois plausible Modelle für die Funktionsweise des Gehirns bei der Sprachverarbeitung.
Von der Universität Genf & dem NFS Evolving Language
Die Bekanntgabe des Astronautenjahrgangs 2022 der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat die Genfer Universitätsgemeinschaft erfreut. Unter den fünf ausgewählten Kandidaten befindet sich nämlich Raphaël Liégeois, Assistenzprofessor am Departement für Radiologie und medizinische Informatik der Medizinischen Fakultät und Forscher am NFS Evolving Language und am Neurozentrum der Universität Genf.
Raphaël Liégeois, 1988 in Belgien geboren, studierte Biomedizintechnik an der Universität Lüttich und Grundlagenphysik an der Universität Paris-Sud Orsay. Anschließend promovierte er in Neurowissenschaften an der Universität Lüttich und entwickelte mathematische Modelle der Gehirnfunktion. Nach einem Aufenthalt an der Nationalen Universität in Singapur, wo er an der Definition neuer Neuroimaging-Marker zur Untersuchung neurodegenerativer Erkrankungen arbeitete, wechselte er zur EPFL. Dort entwickelte er dynamische Modelle der Hirnfunktion. Seit 2021 ist er als Forscher und Lehrbeauftragter an der UNIGE tätig. Er unterrichtet Neuroingenieurwesen und Statistik und forscht an der Dynamik des Gehirns. Seine Forschung wurde mit mehreren Preisen und Auszeichnungen gewürdigt.
Bei Evolving Language entwickelt Raphaël Liégeois plausible Modelle, wie das Gehirn bei der Sprachverarbeitung arbeitet. Diese Modelle sind unerlässlich, um die biologischen Ursprünge der menschlichen Sprache zu erforschen und die Prozesse, die ihre Entstehung ermöglichten, zu entschlüsseln. Ausserdem begleitet er eine Forschungsgruppe im Bereich Datenwissenschaften, die spezifische statistische Instrumente für die Sprache entwickelt. Am Neurozentrum der Universität Genf arbeitet er in der Gruppe von Professor Dimitri Van de Ville und entwickelt mathematische Hilfsmittel, um die Hirnfunktionen zu verstehen und Neuroimaging-Daten besser zu interpretieren.
Auf die im Juni 2021 lancierte Ausschreibung für die Bewerbung als ESA-Astronaut sind über 22 500 Bewerbungen eingegangen, darunter 668 aus der Schweiz. Fünf Bewerbungen wurden ausgewählt, um das neue ESA-Astronautenkorps zu bilden. Neben Raphaël Liégeois gehören die Französin Sophie Adenot, der Spanier Pablo Alvarez Fernandez, die Britin Rosemary Coogan und der Berner Marco Sieber zur den fünf auserkorenen Kandidaten. Sie werden in Kürze ihren Dienst im Europäischen Astronautenzentrum in Köln antreten. Nach einer zwölfmonatigen Grundausbildung werden sie bereit sein, um sich auf die Besonderheiten der Internationalen Raumstation (ISS) vorzubereiten. Sobald sie einer Mission zugeteilt werden, wird ihre Ausbildung an die spezifischen Aufgaben der Mission angepasst.