Ein Institut für Wissenschaft und Sprachevolution an der Universität Zürich
Am 1. Januar 2025 gründete die Universität Zürich (UZH) das neue Institut für Interdisziplinäre Sprach-Evolutionsforschung (ISLE). Ziel des Instituts ist es, die interdisziplinäre Forschung im Bereich der Sprachevolution zu vertiefen. Das ISLE ist zudem die Gastgeberinstitution des Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) Evolving Language, einem vom SNF finanzierten Konsortium, dem mehr als 40 Forschungsgruppen aus den Sozial-, Natur- und Computerwissenschaften angehören. Gemeinsam mit den anderen beiden Heiminstitutionen in Genf und Neuenburg wird das ISLE die Grundlage für die zukünftige Forschung nach Ablauf der aktuellen Finanzierung des NFS bilden.

© Universität Zürich
Ein neues interdisziplinäres Institut für die UZH
Vor einigen Jahren hat die UZH ein Kompetenzzentrum gegründet, um die interdisziplinäre Forschung über Sprachentwicklung zu fördern. Der Erfolg führte zur Gründung des NFS Evolving Language. Um dieses neue Forschungsfeld langfristig zu sichern, fusionierte das Kompetenzzentrum mit dem Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft zum neuen «Institute for the Interdisciplinary Study of Language Evolution» (ISLE) Das nun offiziell gegründete ISLE-Institut vereint ein Netzwerk von etwa 100 Forschenden aus verschiedenen Fakultäten.
Das Institut leistet Pionierarbeit, Sprachevolution mit einem interdisziplinären Ansatz zu erforschen. „Menschen haben das komplexeste Kommunikationssystem der Welt mit vielen verschiedenen Varianten, die eng mit der kulturellen Evolution verwoben sind“, erklärt Institutsleiterin Sabine Stoll. „Um zu verstehen, wie es sich entwickelt hat und wie es sich in Zukunft weiterentwickeln wird, müssen wir seine unterschiedlichen Merkmale und deren Entwicklung untersuchen. Hierfür ist ein multidisziplinärer Ansatz entscheidend.“ In diesem neuen Institut arbeiten viele verschiedene Disziplinen aus den Sozial-, Natur- und Computerwissenschaften zusammen, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen: das Verständnis darüber, wie Sprache entstanden ist und sich in Zukunft weiterentwickeln wird.
Eine moderne Art, Sprache zu erforschen
Für Sabine Stoll ist ein transdisziplinärer Ansatz unerlässlich, um komplexe Themen wie die Sprachevolution zu erforschen. „Dieser Ansatz ist neu und weltweit einzigartig“, erklärt sie. „Nirgendwo sonst wird die Sprachevolution so untersucht wie bei uns.“ Dieser Ansatz fördert die Zusammenarbeit von Fachgebieten wie Linguistik, Tierkommunikation, Genetik, Mathematik oder Informatik, um nur einige zu nennen, und nutzt dabei das gebündelte Fachwissen der Beteiligten.
Trotz der Herausforderungen eines solch radikal neuen Ansatzes sieht sie die Arbeit in einem interdisziplinären Umfeld wie dem ISLE als eine einzigartige Gelegenheit für Forschende, über die Grenzen ihrer eigenen Fachgebiete hinauszugehen und neue Horizonte zu entdecken. „Es ist eine Gelegenheit, Methoden, die normalerweise in anderen Disziplinen angewendet werden, auf die eigene Forschung zu übertragen – mit Unterstützung von Expertinnen und Experten, die mit diesen Ansätzen bereits vertraut sind. Das ermöglicht echte Innovation und Fortschritt!“, fügt sie hinzu.
Um diese verschiedenen Bereiche zusammenzubringen und die Zusammenarbeit zu fördern, veranstaltet das Institut ein wöchentliches Kolloquium. Dabei werden internationale Expertinnen und Experten aus den verschiedenen Fachbereichen eingeladen, um neue Perspektiven zu bieten. Das Kolloquium wird von Carel Van Schaik und Sabine Stoll geleitet.
Ein Schritt in die Zukunft
Nach dem Ende der SNF-Förderperiode im Jahr 2032 wird das Forschungsprogramm des NFS Evolving Language vom ISLE Institut weitergeführt. Ziel ist es, ein nationales Institut für die interdisziplinäre Erforschung der Sprachentwicklung zu etablieren, mit regionalen Zweigstellen an der Universität Genf und der Universität Neuenburg. „Wir wollen die Forschungslandschaft in Bezug auf die Erforschung der Sprache verändern,“ sagt Sabine Stoll. „Die Institutionalisierung des ISLE-Instituts an der UZH ist der erste Schritt in diese Richtung.”
Das ISLE-Insitut wird zudem der Gastgeber eines neuen Masterprogramms sein: des spezialisierten Masterstudiengangs in Evolutionary Language Science, der ab dem Herbstsemester 2025 für Studierende angeboten wird. “Es wird ein Master of Science sein, der zentrale Disziplinen für die Untersuchung der Sprachentwicklung durch eine moderne Perspektive integriert,“ fügt Stoll hinzu. Ziel des Masterstudiengangs ist es, eine neue Generation von Forschenden auszubilden, die bereit sind, die Mission des NFS fortzusetzen und das zentrale Merkmal der Menschheit mithilfe eines multidisziplinären Ansatzes zu erforschen.